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Pas de deux

„Gott achtet uns, wenn wir arbeiten. Aber Gott liebt uns, wenn wir tanzen.“ (Arabisches Sprichwort)

Tanzen gewesen. Mann gesehen, der das toll konnte. Auf der Tanzfläche zu ihm durchgewutzelt. Zu zweit getanzt. Spaß gehabt. So weit, so gut. Oder eben nicht. Denn je mehr der Funke überspringt, je spielerischer unsere Bewegungen ineinander und um den anderen fließen, desto mehr zieh’ ich inzwischen die Handbremse an. Kann nämlich eine Reihe von Erlebnissen aufbieten, bei denen das Gegenüber mein Antanzen als Anbraten missverstand und ordentlich sauer wurde, wenn ich nicht anschließend gleich… na, Sie wissen schon. Und irgendwann traut man sich halt gar nicht mehr. Aber Tanzen mit Handbremse? Da kann man es genauso gut bleiben lassen.

He, Schmalspur-Travolta! Tanzen ist für mich Lebensfreude. Manchmal auch die „senkrechte Ausführung eines waagrechten Verlangens eines aufrechten Individuums“. Ersteres immer, Letzteres nicht zwingend – weshalb es mich maßlos irritiert, wenn du’s als gegeben annimmst.

Ich mochte Dirty Dancing schon, als ich zu jung war, um zu verstehen, was das „dirty“ im Titel bedeutet. Und ich mag’s immer noch, auch wenn ich zu alt bin für manche Moves (Stichwort: Bandscheibe). Spontanbekanntschaften gegenüber hab ich trotzdem eher senkrechte als waagrechte Bedürfnisse. Wo ist dein Problem, Mann? Wir könnten hier viel mehr Spaß haben, wenn du ihn nicht durch Erwartungen totschlägst. Und wenn wir schon dabei sind: Ich trage einen kurzen Rock, weil ich mich darin besser bewegen kann, nicht damit du einen kürzeren Weg hast. „Assume“ – wie ich unlängst gelesen habe – „makes an ass out of U and ME“. Wär das geklärt? Danke. Wanna dance? Das will ich nämlich wirklich gerne mit dir. Ohne Handbremse.

[Herzfrequenz-Kolumne für die WIENERIN 286/ Juli 2013]

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„Es gibt mindestens drei Märchen, in denen die Prinzen komplett unnötig sind“, sinniert #kind1. „Ah?“, sage ich, „Erzähl!“

„Also: Dornröschen. Die wäre sowieso nach hundert Jahren aufgewacht. Der Prinz hört die Geschichte nur zufällig genau nach diesen hundert Jahren. Als er zum Schloss kommt, öffnet sich die Hecke von allein und alles. Wäre er ein paar Minuten später gekommen, wären vermutlich schon alle wach gewesen. Der Prinz und der Kuss sind unnötig.“

„Ok“, sage ich intrigued.

„Und Schneewittchen“, fährt sie fort, „Wie soll sich bitte der Apfel durch einen Kuss aus dem Hals lösen? Das ist Unsinn, geht doch gar nicht! Der Apfel kommt raus, weil ein Zwerg beim Sargtragen über die Wurzel stolpert. Da ist der Prinz auch total unnötig.“

„Und das dritte?“

„Das hab ich jetzt vergessen.“

Wir denken eine Weile nach. Dann sag ich (weil wir gerade erst den Film gesehen haben): „Die Schöne und das Biest. Da macht Belle auch die ganze Erlösungsarbeit selber. Der Prinz macht nicht wirklich was Brauchbares.“

„Nein“, sagt #kind1 todernst, „In Die Schöne und das Biest ist der Prinz enorm wichtig. Weil sie sonst nie diese tolle Bibliothek gefunden hätte!“

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Der Georg Leyrer hat ein 20-Jahre-Wired-Video getwittert. Au ja.

Hätt ich die Zeit, würd ich hier jetzt eine kleine Wired-Liebeserklärung hinkritzeln (vielleicht inklusive meinem persönlichen Thomas-Knüwer-Anekdoterl), aber Zeit ist nicht. Und ehrlich gesagt: Nötig ist’s auch nicht. Weil alles, was da drin stehen würde, sagt Jason Tanz am Ende des Videos. Here we go:

„They would think of the craziest cover line they could come up with and work to see how close they can get to it, how close reality could come to their fantasies. (…)

And more to the point: Just that idea of optimism towards the future, that’s something that’s very deeply engraved in WIRED’s history. Yes, there’s gonna be a lot of change. Yes, there’s gonna be a lot of upheavel – but the future is something to welcome. It’s something that you can participate in. It’s something that’s going to be better than yesterday.

You know, we are involved in a lot of experimentation right now about how to tell stories and what journalism is going to look like in the next 20 years. And we’re going to be meeting that charge as opposed to just sort of reacting to it.“

Danke.

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Forever 14

“Was heißt schon für uns Frauen, mit Anstand alt zu werden? Lieber unanständig jung bleiben.” (Olga Tschechowa)

Das Kind hatte Aufklärungsunterricht in der Schule und macht sich jetzt Sorgen. Nein, nicht wegen IgittigittigittKörperflüssigkeiten, sondern: “Wieso kann ich nicht auch einen Stimmbruch haben? Das ist uuurlustig!”. Bevor ich noch “Äh…” sagen kann, kommt: “Wenn ich keinen Stimmbruch haben kann, dann will ich SOFORT einen kleinen Bruder, der einen hat!” Sofort einen kleinen Bruder? Dann war der Aufklärungsunterricht wohl eher mangelhaft, denk ich.

Aber bevor ich noch “Äh…” sagen kann, hat sie schon andere Sorgen: Alle Mädchen in der Klasse seien schon in der Pubertät, nur sie nicht, voll unfair. Wieso sie das denkt? “Na es gibt da ja so Anzeichen…” – “Ok”, sag ich, froh, endlich mal mehr als “äh” beisteuern zu können, “Würdest du in der Früh gerne länger schlafen und hättest du gern eine zweite Portion Spaghetti?” – “Ja”, sagt sie.
“Geh ich dir auf die Nerven?” – “Ja.” – “Gratuliere”, sag ich, “Anzeichen! Pubertierende haben erhöhten Bedarf an Schlaf und Kohlehydraten. Und sind von Eltern genervt. I rest my case.

Thema erledigt. Kind zufrieden.

Aber mir lässt es dann keine Ruhe. Altersmäßig bin ich jetzt zwar inverse 14, will aber auch immer länger schlafen und Spaghetti essen. Gnatsch mit den Erzeugern sowieso.

F***, denke ich. Und dann: Selbstverleugnung zwecklos. Ich schlüpf in die Sneakers und stöpsle mir Nirvana in die Ohren. Dem Fahrscheinkontrolleur sag ich, der Hund hat mein Handy mit dem E-Ticket verspeist. Smells like Teen Spirit.

[Herzfrequenz-Kolumne für die WIENERIN 285/ Juni 2013]

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Herzlichen Dank an alle, die bei der Aktion zum Welttag des Buches mitgemacht haben! Das Los hat entschieden: wir haben eine Gewinnerin, nämlich Birgit aus Linz. Ich freu mich und wünsche viel Spaß beim Lesen!

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