Countdown-Woche 3: Die Vögel zwitschern es von den Bäumen, die Läuferinnen von den Smartphones. Der Frühling ist da – mitsamt seinen Boten: Äquinoktium, Bärlauch und Onliner, die offline laufen! [erscheint auch auf typischich.at]
Es ist 7 Uhr 30. Der Himmel ist blau. Der Frühling ist in Wien und im Herzen. Das Frühstück hingegen im Magen. Das war so knapp vor dem Laufen vermutlich eine schlechte Idee. Eh nur ein Eiweißshake, aber der shaked jetzt in meinem Bauch munter weiter, während ich mich aufmache zum Lauftreffpunkt. Wir haben uns im Prater verabredet, hier sollen ja bekanntlich die Bäume blühen… Wir, das sind @GlueckHeidi, @EukeFrank, @smsteinitz und meinereine. Und verabredet wurde – wie es der Natur der Kommunikationsjunkies entspricht – auf Twitter. Andere finden sich so zu manch Buchtel-haltigem Twittagessen zusammen. Ha! Denen zeigen wir mal, was Twisziplin ist!
Wohl wahr: Ein klassisches Blind Date via Internet ist das nicht. Ich kenn die Ladies ja großteils – allerdings in anderem Kontext. Das macht die Sache dann doch nervenkitzelig und gewissermaßen zum Blind-Lauf-Date, denn wer weiß schon, ob sich nicht jemand, mit dem man eben noch harmlos geblödelt hat, als High-Speed-Sprinterin entpuppt? Und frau muss dann nahe an der GAT8-Herzkasperl-Grenze hinterherjapsen… “Restrisiko!”, denke ich, “Gehört dazu!”
Die @GlueckHeidi zum Beispiel kannte ich vorher nicht persönlich. Ihr Twitter-Profilpic ist auf meinem Bildschirm grad mal 96×96 Pixel groß, sieht aber nach einer Frau aus, die viel Energie hat. Schnell mal ihre Vita gegoogelt – die beweist prompt den Ersteindruck. Uh-oh. Aber immerhin hat sie neulich getwittert, dass sie „wohl nicht schnell genug“ läuft, um den von der Indiana University erforschten “Coregasm”, den durch sportliche Aktivität ausgelösten O, zu bekommen. Das beruhigt mich enorm. So schnell war ich ja auch noch nie unterwegs. (Schade eigentlich.)
Vor @EukeFrank fürcht ich mich weniger. Zwar sponsert ihr Magazin WOMAN jährlich den Österreichischen Frauenlauf, was unleugbar von Lauf-Affinität zeugt, aber es ist meine felsenfeste Überzeugung, dass berufstätige Mütter in leitenden Positionen null Zeit für sportliche Spitzenleistungen haben. (Mal abgesehen davon, dass “berufstätige Mutter” per se ein Spitzensport ist…) – Aber wer weiß?
Und dann ist da noch Twitlauf-Initiatorin und WIENERIN-Chefredakteurin @smsteinitz. Für sie ist „die Welt derzeit eine Bandscheibe“. Blöd. Das war beim Verabzwitschern nicht vorhersehbar und macht ihrer Laufplanung gehörig einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem kommt sie mit: Twolidarität, beispielhafte.
Die Lektion, die die geborene “Jede/r kann schneller”-Paranoikerin heute lernen muss, ist also eine ungemein entspannende: Nurminetten simma alle net! Fein :)
Und nachdem das geklärt ist, lässt sich’s trefflich traben und tratschen: Wir nehmen Beine, Vorsätze und Mops-Escort in die Hand. Zwitschern dürfen zwischenzeitlich die Amseln. Der Himmel ist blau. Der Frühling ist da.
P.S. Heidis Bruder ist übrigens Lauf-Blogger. Und zwar auf mehrfachem Marathon- und Ultra-Niveau. Wenn Sie also zur Abwechslung mal jenseits der Läufersandkiste lesen wollen, wie “die Großen” das machen, dann klicken Sie sich hier rein: rubbishrunner.blogspot.com