Countdown-Woche 13: Kriechspur statt Staubwolke. SchneckInnen sind nun mal nicht zum Sprinten geboren. Das merkt auch Nicole. [erscheint auch auf typischich.at]
Dass ausgerechnet ich einen Laufblog schreibe, kommt mir manchmal so gaga vor, als würde der Papst ein erotisches Tagebuch führen. Oder besssr noch: Als würde sich ein Eunuch an dem Genre versuchen, denn der Papst (er möge mir verzeihen), der hätte zumindest die körperliche Grundausstattung, um zu tun, was er (vermutlich) nicht tut. Ein Eunuch hingegen ist für ein erotisches Tagebuch in etwa so qualifiziert wie… wie… naja, eben wie ich für einen Laufblog.
Seufz. Jahrelang ein Dreier in Turnen! [Anm.: Nein, liebe Kinder, es heißt nicht “eine Drei”. Ihr guckt bloß zu viel deutsches Vorabend-Tiivii!] Steter Schandfleck im Zeugnis, schlechtere Noten gab’s in dem Fach gar nicht, aber für mehr hat mein Felgeaufschwung nunmal nie gereicht. Das Schöne daran: Wenn ich jemals einen Marathon laufe, dann hab ich echt bewiesen, dass es jede/r schaffen kann. Denn eine unwahrscheinlichere Kandidatin als mich gibt’s kaum…
Und ehrlich, ich war schon mal optimistischer, aber – ach – ich GEH halt so schrecklich gerne! Im Moment halte ich GEHEN für die wundervollste Art der Fortbewegung. Wer hat das GEHEN erfunden? Vermutlich Thomas Edison oder die alten Römer. Wie auch immer: Ich ziehe meinen Hut vor ihm und seinem Genie!
GEHEN ist super! Ich verstehe überhaupt nicht, wie ein vernunftbegabter Mensch seine Füße anders gebrauchen kann, etwa, um zu STEHEN (urfad!) oder – schrecklicher Gedanke – zu LAUFEN! Brrrrrr, gruselig (und dabei auch urfad…)
GEHEN hingegen – das ist aufregend wie eine frische Liebesaffaire. Bitte verpetzen Sie mich nicht, aber manchmal betrüg ich die olle Kamelle LAUFEN mit der neuen Flamme. [Anm.: Ok, ich guck auch zu viel deutsches Vorabend-Tiivii!]
Allerdings: GEHEN gebärdet sich als besitzergreifender Lover. Wenn ich eine Weile nicht gegangen bin, schummelt es sich in meinen Bewegungsapparat und fordert, oftmals unbemerkt, sein Recht.
“Wir sollten wieder weiterlaufen”, sagt Herr Turnschuh bei unserer Sonntags-Lobaurunde, “Oder kannst du nicht mehr?” – “Wieso?”, frag ich erstaunt, “Du bist ja mittenderin ins Schritttempo gefallen. Ich hab mich nur angepasst.” – “Nö, das warst du. Du hast plötzlich zu GEHEN begonnen!” – Tatsächlich. Ist mir gar nicht aufgefallen. Verflixt.
„Zumindest ist er nie gegeangen.“
Diese Inschrift wünscht sich der (hier schon einmal erwähnte) Schriftsteller und Läufer Haruki Murakami auf seinem Grabstein. Fand ich immer cool, wär aber in meinem Fall eine glatte Lüge. Das von ihm abzuschreiben, kann ich mir in Zukunft abschreiben! Auf meinem Grabstein wird stehen: “Pomali, Pomali!”
“Das ist eine Phase”, tröstet Herr Turnschuh. “Denk an die alte Weisheit der Shaolin-Mönche: It does not matter how slow you go, as long as you do not stop.”
Nein, ich frag nicht nach, wieso die Shaolin-Mönche ihre Sinnsprüche in Englisch formulieren. Herr Turnschuh hat das aus sicherer Quelle, aus einem World-of-Warcraft-Forum. Und wer, wenn nicht WoW-Spieler wüssten besser Bescheid über Ausdauersport? :)
Na dann: Auf die Plätze, fertig, schlurf!