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Ich mag keine Kundenkarten. Aber ich mag auch nicht, wenn jemand anderer dafür büßen muss.

„Haben Sie eine Billa-Vorteilsclub-Karte?“ fragt der freundliche Lehrling mit favoritner Migrationshintergrund, der neuerdings an der Kassa sitzt. Ich mache mich auf das Gespräch mit den beiden Nein-Antworten gefasst, die bei mir default-mäßig ausgegeben werden: Erstens, nein, ich habe keine. Zweitens (auf die obligate Nachfrage), nein, ich will auch keine.

Damit ist die Sache meistens erledigt, ich darf mein Joghurt nehmen und gehen. Nur in hartnäckigen Fällen ist noch mit der Frage „Warum nicht?“ zu rechnen. Für diese hab ich immer parat: „Weil ich an Datenschutz glaube.“ Ist ebenfalls default-Einstellung und, ehrlich, that shuts them (aber so was von) up! Darauf haben bislang noch alle ihre Kundenkarten-Andreh-Versuche eingestellt.

Ist natürlich kompletter Blödsinn. Im Grunde ist es mir wurscht, dass Billa meine Einkäufe speichert und präferenzanalysiert. Sollen sie doch wissen, dass ich einen übermäßigen Red-Bull-Konsum hab, davon fällt mir kein Zacken aus der Krone. Würden sie meine Twitterei verfolgen, wüßten sie ohnedies Bescheid. Dann könnten sie auch aufhören, mich mit Katzenfutter-Spam zu beschicken, bloß weil ich vorzeiten ein gedankenverlorenes Häkchen unter einen Whiskas-Zettel gemacht habe. Sie hätten dann nämlich vom Ableben meiner Katze gelesen und als gewiefte Werber müssten sie sich’s drei Mal überlegen, ob sie sich mit „Für ihren samtpfötigen Liebling“- Briefen derart in die Nesseln setzen wollen…

Soviel also zu meiner ernsthaften Sorge um meine Konsumdaten: Es gibt sie nicht.

Aber ich mag einfach keine Kundenkarten. Been there, done that – und jetzt will ich nimma. Sie pflastern mir das Geldbörsel voll, man findet sie eh nie, wenn man sie braucht und das G’fret in der Handhabung wiegt die minimalen Preisvorteile gemeinhin auf. Aber bevor ich das jedes Mal langwierig erkläre und Verständnislosigkeit ernte, sage ich lieber mein Datenschutz-Satzerl. Auch den Zeugen Jehovas sage ich, dass ich Satanistin bin. Man hat dann einfach seine Ruhe.

Oder auch nicht. Mister Favoritner-Migrationshintergrund will es nämlich genauer wissen: „Aber Sie sind doch fast jeden Tag da! Das zahlt sich für Sie voll aus!“, sagt er traurig bis vorwurfsvoll nach meinem zweiten Nein. Ich krame das Datenschutz-Satzerl hervor und will siegessicher nach dem Joghurt greifen, darauf er: „Wie meinen Sie das?“.

Ich erklär ihm also, dass sein Arbeitgeber, mittels Kundenkarte alle meine Einkäufe speichert. Er: „Und was machen die dann damit?“. Ich: „Na, zum Beispiel personalisierte Werbung.“

„Was?“, fragt er ehrlich erstaunt, „Die schicken dann immer Werbung oder wie?“. Inzwischen hat sich eine kleine Kassaschlange gebildet und der nette Herr, der seine Alkoholfahne dezent in meinen Nacken wehen lässt, nickt zustimmend: „Ich krieg immer was über Katzenfutter.“ (Ha, der also auch!)

Bestätigendes Gemurmel entlang der Schlange, zunehmend verunsichertere Blicke meines Gegenübers. Ich glaub, er fühlt sich gerade ein bisschen wie der Handlanger einer kriminellen Vereinigung, Lockvogel der Werbe-Mafia, Datenwüstling wider Willen. Und dabei wollte er doch bloß mein Haushaltsbudget entlasten. Er tut mir leid.

Was soll ich sagen? Ich hab den Wisch ausgefüllt und eine Karte genommen. Darn!

[Text für Zeit im Blog 21]

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