“Wer weder Gefangener seiner Selbstfindung, noch Gefangener des Selbstverlustes ist, ist frei.” – Peter Sloterdijk, deutscher Philosoph
Grad wenn ich Dank Weihnachtssünden und Diplomarbeitsfrust Pölsterchen angesetzt hab, an denen der On/Off-Lover seine nicht minder sündige Freude hätte, beschließt er, ins Kloster zu gehen. Nein, eh nicht mit Priesterweihen und Lebzeit-Verpflichtung. Mehr so die Club-Med-Variante der Spiritualität. Aber futsch ist er halt. Dabei hätt ich so gern meinem Sündenregister ein paar Einträge hinzugefügt, die ein bissl gschmackiger wären als die austrickertn Rumkugerln von der Nachbarin… Schlechtes Timing? Kann ich!
Er ist übrigens nicht der erste. Sollte mir mal überlegen, was für eine Wirkung ich auf Männer hab, wenn die reihenweise ins Kloster fliehen. Okay, zwei sind noch keine echte Reihe – möglicherweise eine Tendenz, Herr Horx?
Ich schmolle ein wenig. Blöder Last-Minute-Selbsterkennungstrip. Erkannt hätt ich ihn auch! Im biblischen Sinne. Ganz ohne Kloster.
Wobei: ich versteh ihn. “Burn-Out-Prävention” stand in der Betreffszeile seiner Abschiedsmail. Dazu wär mir zwar was eingefallen, sowas mit Verantwortung abgeben und führen lassen, aber nicht jeder findet sein Heil in Kugerln, die man einander in Körperöffnungen… na Sie wissen schon. Ihn stützen halt die Kugerln eines Rosenkranzes mehr. Immerhin klüger als meine Fluchtreaktion kopfüber in die Rumkugerln.
Ich kuschle mich in seinen Bademantel und denke über Strategien wider die Erschöpfung nach. Keine nachhaltige fällt mir ein. Aber vielleicht bis zur nächsten Ausgabe.
[Herzfrequenz-Kolumne für die WIENERIN 293/ Februar 2014, unveröffentlicht]