„Fantasie ist nicht Ausflucht. Denn sich etwas vorstellen heißt eine Welt bauen, eine Welt erschaffen.“ – Eugène Ionesco
Also der Ex und ich sitzen bei Fabios. Der Ex hat mir, true story, das Herz gebrochen, als er draufgekommen ist, so eine Dreiecksbeziehung sei einfach nicht sein Ding. Er, sein Ego und ich – da war immer eine(r) zu viel im Raum. Vor einem Jahr hat er deshalb den verzichtbarsten Teil der Gleichung gestrichen. Ziemlich unkompliziert, meint er.
Für mich war’s nicht so unkompliziert, weil er mich zwar gestrichen, aber nicht freigegeben hat. Jeden Tag kam eine SMS und hinderte das waidwunde Herz am Heilen. Nein, der will nichts mehr von mir. Echt nicht. Aber im letzten Jahr hab ich immer erfahren, wenn er sich einen neuen Wasserkocher bei Tchibo gekauft hat (“ein echtes Schnäppchen”) und ob ich meine, dass der Nahost-Konflikt jemals beigelegt werden kann? Kurz: loswerden – ja, loslassen – nein.
Darum sitze ich jetzt auch mit ihm bei … Fabios. Gerade als … Clooney vorbeikommt. Nein, Clooney ist nicht gut. Es muss einer sein, den er cool findet. Okay, wir sitzen bei Fabios und Stephen Hawking rollt vorbei. „Hey Nicole“, sagt Stephen. Der Ex schaut verblüfft. „Super Party letztens in Camp David. Schade, dass du so früh gehen musstest, wollte dich noch was über Zeitdilatation fragen. Aber sag mal: Was läuft denn da zwischen dir und Lenny? War ja kaum zu übersehen.“ „Nichts“, sage ich eine Spur zu schnell. „Kravitz?“, wispert der Ex großäugig. Ich rufe nach der Rechnung, um den peinlichen Moment zu überspielen. „Zusammen oder getrennt?“, fragt der Ober. „Getrennt“, sage ich im Brustton der Überzeugung. Sehen Sie? So geht das! Unkompliziert!
[Herzfrequenz-Kolumne für die WIENERIN 277/ Oktober 2012]