Gastgeberin Nikki macht das so schnell, dass einem vom Zusehen schwindlig wird. Aus gutem Grund – immerhin produziert sie mehrere Reindln Brot täglich für die hungrige Meute. Klassische Backempfehlungen à la „man muss den Teig drei Mal gehen lassen“ hat sie längst über Bord geworfen. Dafür ist bei ihrem Brot-Output schlicht keine Zeit. Statt dessen hat sie das Rezept über die Jahre perfektioniert. „Kannst du’s mir aufschreiben?“, frage ich und ernte ein Grinsen. Gibt natürlich keine verschriftlichte Fassung. Alles nur Daumen mal Pi und nach Köchinnen-Gespür.
Kochende Zwangsneurotiker (vgl. Julian Barnes) wie ich haben’s aber gerne ein wenig präziser. Hier also mein verzweifelter Mitschreibversuch:
Ach, ich sag’s gleich: Kalorienarm ist anders. Aber schmeckt nach Urlaub.
1 kg Mehl (tippe auf glattes, aber mein Bulgarisch ist nicht gut genug, um das zu eruieren)
1 Ei (Oder 2. Oder 3. Nach Geschmack halt. Nikki zuckt mit den Schultern. Aber sie selber nimmt nur eines: Kostengründe.)
1 Eiweiß zusätzlich (das Eigelb zum Bestreichen aufheben)
1 EL Salz
1 TL Zucker
3 EL Sonnenblumenöl
1 EL Essig
1 Würfel frische Hefe
1 Tasse Joghurt (= ca. 200g)
400 ml lauwarmes Wasser (bloß nicht zu heiß, damit die Hefebakterien nicht abgetötet werden)
Alles auf einer bemehlten Fläche gut durchkneten, immer wieder mit Mehl bestäuben und so lange kräftig bearbeiten, bis es ein schöner glatter Laib wird, der (wenn möglich) nicht mehr klebt. #kind2 hegt derzeit den Berufswunsch Masseurin. Die ist in ihrem Element: „Brotmassage“ kichert sie.
Dann ein bißchen Sonnenblumenöl dazu, um den Teig leichter teilen zu können → Laib in drei Teile teilen. Von einem Packerl Butter mit den Fingern Daumennagel große Butterstückchen abzupfen und in den ersten Teil drücken. Zweiten Teigteil drüber, wieder mit Butterstückchen spicken. Dann den dritten (=letzten) Teigfladen drüber, gut andrücken. Alles zu einem großen flachen Fladen auswalken.
Den Brotfladen in Tortenstücke schneiden (siehe Bild oben), die einzelnen Segmente von außen nach innen zu Schnecken einrollen und nebeneinander in ein rundes Reindl setzen. Genug Platz dazwischen lassen, weil der Teig ja noch aufgeht.
Dann: Eine halbe Stunde zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen (auch hier gilt: nicht zu heiß, um die arbeitsamen Bakterien nicht zu meucheln). Inzwischen einen Rakija trinken.
Das zuvor aufgehobene Eigelb mit ein bißchen Sonnenblumenöl vermischen und das Rundbrot damit bestreichen. Bei 250 Grad ca. X Minuten backen. Dabei immer wieder das Reindl umdrehen, damit’s gleichmäßig wird – oder man nimmt gleich Umluft, das muss man ausprobieren. (Nikki hatte kein Umluft-Backrohr.)
Richtig gelesen: X Minuten. Ich glaub, es waren 30, aber ich hab’s mir *grummel* nicht notiert. Der obligate Rakija im Zwischenschritt, you know…
Also: Bitte ausprobieren und mir dann in den Blogkommentaren mitteilen, wie lange es tatsächlich braucht. Ich werd’s demnächst mit 30 Minuten versuchen und hoffe das Beste. So sieht’s jedenfalls aus, wenn’s fertig ist:
Jawohl, ein „Instagram meets Rakija bei Dämmerung“-Foto :)
Das Rundbrot kommt noch dampfend heiß auf den Tisch, riecht und schmeckt herrlich. Die Bulgaren reichen dazu „buntes Salz“ – aber das wird man bei uns eher nicht im Supermarkt kaufen können… However: Wir haben dazu gegrillt und Melanzani-Paprika-Tomaten-Paste gezaubert (Für deutsche LeserInnen: Auberginen). Bloß nicht das Rundbrot schneiden, sondern mit den Händen ein Stück rausreißen. Mahlzeit & Leka noscht!
P.S. Wer der Original-Bäckerin mehr vertraut als meiner Zusammenfassung, muss eben selber hinfahren! Wir waren zwei Wochen mit ReNatour unterwegs. Die offizielle Reisebeschreibung dazu findet sich hier.