“Alter ist irrelevant, es sei denn, du bist eine Flasche Wein.” – Joan Collins
Da ist einer, der mir gefällt. Und der ist jünger als ich. Nicht rasend jünger, so ein, zwei Jahre vielleicht. “Vielleicht?” fragt L. und hebt eine Augenbraue. “Genau zwei Jahre”, murmle ich, denn natürlich hab ich ihn gegoogelt… Jünger also. Gut, ich hab stets die Pompoms für Demi/Ashton gewirbelt. Hat sich als Sackgasse rausgestellt, aber, hey, ich war voll dafür! Ich bin immer voll dafür! Bei anderen. Bei mir selber setz ich auf Calista/Harrison.
Acht, zehn, zwölf Jahre hatten mir meine Verflossenen stets voraus. Und jetzt das! “Kommt nicht in Frage”, sage ich. L. rollt die Augen. Gerade hab ich ihr eine halbe Stunde von seinem Blick erzählt. Und was für coole Projekte er doch macht. Überhaupt. Ganz kribbelig könnte man werden. Hab ich seinen Blick erwähnt? “Ungefähr 17 Mal”, sagt L. “Na und?” schmolle ich, “Ist schließlich ein wesentlicher Punkt.” Er hält ihn nämlich eine Spur länger, als es der gesellschaftlichen Konvention entspräche. Macht er das immer? Ist das sein Stil? Oder ist das sein exklusiver Für-Nicole-Blick? Wenn man das wüßte, wär schon Vieles leichter. Morgen seh ich ihn nämlich wieder und… Egal! Jünger ist mein No-Go.
“Warum?” fragt L., aber sie weiß es eh: Ich brauch einen Mann, der Kompetenz ausstrahlt. Sobald er in irgendeinem Gebiet richtig stark ist, werd ich schwach. “Kompetenz ist leider Hoheitsgebiet der älteren”, sage ich, gesammelte Erfahrungswerte in die Waagschale werfend. L. zuckt mit den Schultern. “Ein 11jähriger hat gerade einen Rettungsplan für die griechische Wirtschaft geschrieben”, kontert sie. Und borgt mir für morgen ein Kleid.
[Herzfrequenz-Kolumne für die WIENERIN 273/ Juni 2012]