Bekanntlich macht der Mai alles neu. Auch in Sachen Laufblog. [erschienen auf typischich.at]
Vor dem Second Hand Geschäft steht eine Wühlkiste mit alten Büchern. Und mitten drin liegt es: “Wo fahr ich hin? Wo bleib ich stehen?” – der Ratgeber für Auto- und Motorradausflüge, erschienen 1953, dann unzählige Male neu aufgelegt, in einer Zeit als man noch keinen Gedanken daran verschwendet hat, ob es mit dem ökologischen Fußabdruck in Einklang zu bringen ist, wenn man für eine halbe Stunde Waldluft drei Stunden Anfahrt in Kauf nimmt…
Ich bleibe wie angewurzelt vor der Wühlkiste stehen. Meine Eltern hatten das kleinformatige Hardcover stets im Bücherregal. Keine Ahnung, ob wir je einen der Ausflüge nach Anleitung gemacht haben, aber ich hab in der Noch-nicht-lesen-können-Zeit oft die Zeichnungen angeschaut. Zwei Euro. Soll ich’s kaufen? Arger Zeitreise-Trip, das!
Und dann merke ich: Was mich grad so flasht, ist gar nicht der Blick zurück. Es ist der Blick nach vorne. Wo fahr ich – oder besser gesagt – wo lauf ich hin? Wo bleib ich stehen? – das ist die Frage, um deren Beantwortung ich mich seit dem Marathon ja, simma uns ehrlich, ein bissl gedrückt hab. Also was mach ich denn jetzt mit meinen Trainingszielen und diesem Blog?
Tatsache ist: Ich hab den Blog angefangen, um mehr zu laufen. Selbstdisziplinierungsmaßnahme. “Wenn ich nicht laufe, hab ich nächsten Dienstag nichts zu schreiben”, war der Gedanke, “Also zwingt mich die Regelmäßigkeit des Bloggens zur Regelmäßigkeit des Laufens.” Guter Plan. Völliger Irrtum.
Tatsache ist nämlich auch, dass ich zwar noch nie so viel gebloggt hab, wie im letzten dreiviertel Jahr, aber auch noch nie so wenig gelaufen bin wie seit ich darüber schreibe. Weil schreiben, man will’s fast nicht glauben, kostet Zeit. Bei mir waren’s meistens die (vormals Lauf-)Samstage, die ich am Schreibtisch statt auf der Hauptallee verbracht hab. Da hakt’s irgendwo. “Wo lauf ich hin? Wo bleib ich stehen?” denke ich. Und die Antwort ist: Whatever. Keine Ahnung. Aber jedenfalls wieder MEHR! Der Traum vom Marathon ist ja – nimm das, Besenwagen!! – noch nicht ausgeträumt. Aber Highspeed-Tippen ist kein Cardio-Training.
Konkret heisst das: Ich hör auf. Ich bedanke mich recht herzlich bei typischich.at für das Forum, das sie mir für dieses Experiment zur Verfügung gestellt haben, aber eine große Web-Plattform erfordert eben auch große Regelmäßigkeit, davon emanzipier ich mich jetzt ein bissl. Ich brauch Pause (mag nur noch bloggen, wenn wirklich grad Zeit und Muße dafür ist!). Und dann bedank ich mich bei der Kollegin Catherine, die mich unfassbar konsequent auf Facebook unterstützt hat seit letztem Sommer. Last but not least bei euch: bei meiner herzerwärmend lieben typischich-Leser- und Laufschaft!
Wie’s weiter geht? Nun, das typischich.at-Team startet nächste Woche beim Frauenlauf. Erstens: Daumendrücken! Zweitens gibt’s deshalb auch von den Mädls eine Portion Laufstories zu lesen.
Ich selber schreibe ja jeden Monat in der WIENERIN. Das heisst, ich werde den vorhandenen Blog – analog zu den Kolleginnen Mareike Steger, Johanna Jenner, Martina Parker und Katharina Reményi – dazu nutzen, meinen Print-WIENERIN-Gedanken auch ein Online-Zuhause zu geben. Und, naja, kann nicht ausschließen, dass es „privat“, also [hier] auf betatext noch das eine oder andere Mal ums Laufen gehen wird… ;))
May the finishing line be with you!