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VIPs sind fad

That settles it: Ich tauge nichts zur Society-Journalistin. Es mangelt mir an den grundlegenden Voraussetzungen: Erstens hab ich kein Interesse (das wäre wohl nicht so schlimm, als Hack-For-Hire schreibt man öfter mal über Dinge, die einen mäßig interessieren); zweitens bin ich schasaugert.

Und wie! Ich bin nur dann in der Lage, Promis zu erkennen, wenn mir ein TV-Insert den Namen drunter einblendet. Treff ich sie in freier Wildbahn, bin ich aufgeschmissen. (Wie schafft das die allwissende Kollegin Buday?) Einzige Ausnahme stellen wirklich Super-duper-Überprominente dar. Bill Clinton erkenn ich! Und da wären wir auch schon beim Thema Life Ball … Aufgeregtes Wispern und spürbar ansteigender Hormonspiegel an unserem Tisch: „Schau, da kommt der Antonio Banderassssss!“ – Wo? – „Na am Nachbartisch!“ – Wie? Was? Verpasst. Also streichen Sie das mit dem  Super-duper-Überprominente-Erkennen gleich wieder. Selbst das klappt nur selektiv.

Oh und es geht noch eine Stufe schlimmer. Dann nämlich, wenn sie nicht in der Banderas-Clinton-Liga spielen und ein (akustisch) eingeblendetes Namensinsert auch nichts mehr hilft. „Da drüben steht Hans Mahr mit Katja Burkhard“ raunt mir mein Life Ball Gastgeber Thomas Bene zu. Weeeeer mit wem??? „Na, der RTL-Chef!“ Frankly, my dear, I don’t give ehschowissen.

Wird noch lustig heute. Hab redaktionellen Sonntagsdienst (das mag ich eh) zum Life Ball nachbearbeiten, soll heissen: Schicke Bildergalerien erstellen und – öha! – beschriften. Bin allein auf weiter Flur, keine Society-affine Souffleuse, die mir zuraunt: „Das ist die Kati Bellowitsch“ (Weeeeer??). Vielleicht mach ich’s so wie der Kurier. Dem verdank ich nämlich meine neueste Lieblings-BU: „Die Namen sind unwichtig, Hauptsache die Stimmung ist gut.“ Epic win!

Und dann gibt’s noch einen dritten Grund, warum ich keinesfalls Society Journalistin werde: Mir war fad. Also verstehen Sie mich nicht falsch: Die Life Ball Eröffnung war atemberaubend, das Defilee am Red Magenta Carpet ein Augenschmaus und Erlebnis. Keine Sekunde hätt ich missen wollen. Und dann noch von allen Seiten so hofiert werden, das kann schon was! (Danke, bene)
Aber während die VIPs im Festsaal an ihren schicken Portiönchen Wasabi-Espuma mit Flusskrebs-Schischi nippten, tanzte sich das gemeine Fußvolk im Arcadenhof einen zu Y.M.C.A. ab. Camp rules! Unten hat mich dann ein Besoffener ein wilder Fremder zum Tanzen aufgefordert, oben konnte ich nicht mal mit meiner Tischnachbarin plaudern, weil’s dafür zu laut war. Ich für meinen Teil geh lieber wegen wilden Fremden auf den Life Ball als wegen Espuma. VIPs sind langweilig.

Und sie sind ignorant! Sorry for Pauschalverurteilung, aber: Wenn „fight the flames of ignorance“ das Motto des diesjährigen Balls war, könnte man gleich mal bei einer Reihe der Gäste anfangen. Was tun, wenn Jackie Branfield, Crystal of Hope-Preisträgerin und Gründerin der Operation BobbiBear über Kindesmißbrauch spricht? Was, wenn David Helfgott Klavier spielt und Ben Becker Jedermann zitiert? Mein Vorschlag wäre Zuhören statt laut Tratschen. Just sayin’…

Anyway. Mein erster Life Ball. Allemal ein Erlebnis, hier meine „Top Ten of Awesomeness“ (Reihenfolge zufällig):

  1. Becker und Ofczarek nennen „Jedermann“ eine „kleine Kellertheaterproduktion“ und Michael Häupl den „begehrenswertesten Mann der Stadt“.
  2. Die Life Ball Drehbühne dreht sich zum ersten Mal – und wird zum gigantischen Theatersaal.
  3. Dagmar Koller, vollkommen alterslos und quietschvergnügt, am Catwalk. Und dann gleich nochmal Dagmar Koller, die per Gaude ein Pas-de-Deux mit Karina Sarkissova improvisiert. Mit 70 will ich auch noch so tanzen können.
  4. Ein Engel mit brennenden Flügeln.
  5. Die Zicke in mir besiegt: Ich hab mir geschworen, wenn sie mich schon so mit 20-Hauben-Küche bekochen, dann trau ich mich alles kosten. Sogar das, was für mich sonst unter Pfui-Never-Ever fällt. Und sieh einer an: Tote Schalentiere beissen nicht.
  6. Der Anblick des Festsaals mit den Feuer-Visuals und (zeitgleich) der Anblick der raffinierten Glaspyramide, die als Vorspeisenteller fungiert.
  7. Kostüme-Schauen am magenta carpet. Prädikat: Pfoa geil!
  8. www.bobbibear.org.za
  9. Scissor Sisters
  10. Last but not least: Ich hab Rotz und Wasser geheult als die Fashion Show zur Hommage an Donna Summer wurde. Hut ab an Keszler & Co., die das über Nacht eiligst umgeplant haben, dabei mit Fingerspitzengefühl und spürbarer Liebe. Als sich zu Beginn ein paar Takte „I feel love“ in den Soundteppich und den Trockeneisnebel gemischt haben, hielt ich’s noch für Zufall. Aber auf so wunderbar lebensbejahende Weise mit McArthur Park zu schließen, das war großes Kino. Emotionale Punktlandung, ganz ohne Worte. Well done, Life Ball!

Und jetzt geh ich mal Promi-Pics beschriften… ;)

Foto: Maria Ratzinger / stylekingdom

P.S. Ach ja, Lektion gelernt! Wenn Du zum Life Ball gehst, lade Dein Handy auf!!

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