„Die Liebe ist Zarin im Reiche der Phantasie, und die Hoffnung ist ihre erste Kammerzofe.“ (Russisches Sprichwort)
Freundin L. ist verliebt in eine Idee. Und diesmal ist es nicht bedingungsloses Grundgehalt für alle. Nein, es ist die Idee von potenzieller Sex-Energie. „Häh?“, mache ich und schaue doof. „Hast du in Physik nur geschlafen?“, fragt L. und setzt sich in Belehrungspose zurecht. Sie date seit geraumer Zeit einen Kollegen, erklärt sie, wisse aber nicht genau, warum. Denn: „Er redet jedes Mal so viel Schwampf, dass ich ihn küsse, um nicht weiter zuhören zu müssen. Und bevor du sagst: ,Auch nicht übel‘, doch, ist es schon. Er küsst nämlich, wie er spricht: ärgerlich. Platt. Irrelevant.“
Aber sie sehe da Potenzial, erklärt L., denn hier käme die eingangs erwähnte Physik ins Spiel: „Jeder Gegenstand, der sich in Ruhelage befindet, birgt das Potenzial der Bewegung in sich. Wie eine ungenützte Taschenlampenbatterie ein Versprechen auf Licht ist. Je ungenutzer die Batterie, desto mehr Licht.“ Sie verstehen? Ich nicht. „Je fader die Küsse, desto mehr Prickel-Potenzial“, verdeutlicht L. Denn gerade, weil ihr Date schmecke wie ausgeleierte Schnürsenkel, wähne sie sich in Nähe der absoluten Ekstase.
„Geht’s noch?!“, frage ich. „Das ist, als würde ich den Aperol mit der potenziellen pekuniären Energie meines bedingungslosen Grundgehalts zahlen. Der Kellner tät mir was pfeifen – und das, Newton, solltest du deinem Schnürsenkel auch! Allein, wie viel Kraft du da verschwendest …“ „Muss sein“, kontert L. „Denn potenzielle Energie ist abhängig von äußerer Krafteinwirkung. Es kommt also auf mich an!“ Gegen Naturgesetze kommt man mit Logik nicht an, denke ich. Und bestell mir doch noch einen Aperol. Mal sehen, ob’s durchgeht …
[Herzfrequenz-Kolumne für die WIENERIN 270/ März 2012]
bedingungsloses Grundgehalt für alle. Nein, es ist die Idee
von potenzieller Sex-Energie. „Häh?“, mache ich und schaue
doof. „Hast du in Physik nur geschlafen?“, fragt L. und setzt
sich in Belehrungspose zurecht. Sie date seit geraumer Zeit einen
Kollegen, erklärt sie, wisse aber nicht genau, warum. Denn: „Er
redet jedes Mal so viel Schwampf, dass ich ihn küsse, um nicht
weiter zuhören zu müssen. Und bevor du sagst: ,Auch nicht übel‘,
doch, ist es schon. Er küsst nämlich, wie er spricht: ärgerlich.
Platt. Irrelevant.“
Aber sie sehe da Potenzial, erklärt L., denn hier käme die eingangs
erwähnte Physik ins Spiel: „Jeder Gegenstand, der sich in
Ruhelage befi ndet, birgt das Potenzial der Bewegung in sich. Wie
eine ungenützte Taschenlampenbatterie ein Versprechen auf
Licht ist. Je ungenutzer die Batterie, desto mehr Licht.“ Sie verstehen?
Ich nicht. „Je fader die Küsse, desto mehr Prickel-Potenzial“,
verdeutlicht L. Denn gerade, weil ihr Date schmecke wie ausgeleierte
Schnürsenkel, wähne sie sich in Nähe der absoluten Ekstase.
„Geht’s noch?!“, frage ich. „Das ist, als würde ich den Aperol
mit der potenziellen pekuniären Energie meines bedingungslosen
Grundgehalts zahlen. Der Kellner tät mir was pfeifen – und
das, Newton, solltest du deinem Schnürsenkel auch! Allein, wie
viel Kraft du da verschwendest …“ „Muss sein“, kontert L. „Denn
potenzielle Energie ist abhängig von äußerer Krafteinwirkung.
Es kommt also auf mich an!“ Gegen Naturgesetze kommt man
mit Logik nicht an, denke ich. Und bestell mir doch noch einen
Aperol. Mal sehen, ob’s durchgeht …reundin L. ist verliebt in eine Idee. Und diesmal ist es nicht bedingungsloses Grundgehalt für alle. Nein, es ist die Idee von potenzieller Sex-Energie. „Häh?“, mache ich und schaue doof. „Hast du in Physik nur geschlafen?“, fragt L. und setzt sich in Belehrungspose zurecht. Sie date seit geraumer Zeit einen Kollegen, erklärt sie, wisse aber nicht genau, warum. Denn: „Er redet jedes Mal so viel Schwampf, dass ich ihn küsse, um nicht weiter zuhören zu müssen. Und bevor du sagst: ,Auch nicht übel‘, doch, ist es schon. Er küsst nämlich, wie er spricht: ärgerlich. Platt. Irrelevant.“ Aber sie sehe da Potenzial, erklärt L., denn hier käme die eingangs erwähnte Physik ins Spiel: „Jeder Gegenstand, der sich in Ruhelage befi ndet, birgt das Potenzial der Bewegung in sich. Wie eine ungenützte Taschenlampenbatterie ein Versprechen auf Licht ist. Je ungenutzer die Batterie, desto mehr Licht.“ Sie verstehen? Ich nicht. „Je fader die Küsse, desto mehr Prickel-Potenzial“, verdeutlicht L. Denn gerade, weil ihr Date schmecke wie ausgeleierte Schnürsenkel, wähne sie sich in Nähe der absoluten Ekstase. „Geht’s noch?!“, frage ich. „Das ist, als würde ich den Aperol mit der potenziellen pekuniären Energie meines bedingungslosen Grundgehalts zahlen. Der Kellner tät mir was pfeifen – und das, Newton, solltest du deinem Schnürsenkel auch! Allein, wie viel Kraft du da verschwendest …“ „Muss sein“, kontert L. „Denn potenzielle Energie ist abhängig von äußerer Krafteinwirkung. Es kommt also auf mich an!“ Gegen Naturgesetze kommt man mit Logik nicht an, denke ich. Und bestell mir doch noch einen Aperol. Mal sehen, ob’s durchgeht …