Countdown-Woche 30: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Nicole und Herr Turnschuh haben ein Kommunikationsproblem. [geschrieben für typischich.at]
Kommunikation misslingt, außer durch Zufall (Niklas Luhmann). “Ich hab nie gesagt, dass ich den Wolfgangseelauf laufe!”, sagt Herr Turnschuh “Das sind ja 27 Kilometer. Das KANN nicht gesund sein in unserem Alter!” – “Ich weiß, wieviel das ist”, erwidere ich trotzig, “Ich fürcht mich eh… aber du hast ok gesagt!” – “Wann soll ich je ok gesagt haben?” – “Auf meine SMS!”
“Hä?” macht Herr Turnschuh. Er kann sich an keine SMS erinnern. “Oja!”, sage ich und halte ihm mein Handy vor die Nase. Da steht’s klar und deutlich:
Frage: “16.10. – Wolfgangsee?”
Antwort: “Ok.”
“Ah”, sagt Herr Turnschuh langgezogen, “Aaaaah das.” Seine Erinnerung scheint langsam zurückzukehren, “Da war ich grad eing’raucht. Und außerdem steht da nur Wolfgangsee. Kann ja nicht ahnen, dass du den WolfgangseeLAUF damit meinst…”
Und dann erzählt er mir von Steilgebirgen, die es zu Beginn der Strecke zu überwinden gilt, mehrere Kilometer lang. Und sowas macht er nicht. Er ist kein Masochist. Ach herrje.
Was nun? Allein scheint mir das Unterfangen total trist und unbezwingbar. Dazu kommt das Organisationsproblem. Herr Turnschuh hat ein Auto und fährt es auch – ich hingegen: siehe (Lauf-)Blogpost Nummer Eins. Plus: Herrn Turnschuhs Verwandschaft hat eine Wohnung in St. Wolfgang. Mit Sauna. Super Headquarter für Um-den-See-Läufer!
Ich versuch’s mit Augenaufschlag. Dann mit Komplimenten (“Na du bist doch eh so gut trainiert, du schaffst das schon”). Zuletzt mit Bestechung. Aber einen Euro pro bestandenem Kilometer lehnt Herr Turnschuh aus ethischen Motiven ab. Und mehr kann ich mir nicht leisten.
Am Ende steht trotzdem fest: Wir fahren hin. Er wird die 10 km Kurzversion der Strecke laufen. Ich lass es mir bis zuletzt offen: Ihn begleiten oder the full monty?