Countdown-Woche 33: Im Salzkammergut kann man gut lustig sein? Nicole hat da so ihre Zweifel. [geschrieben für typischich.at]
Ich brauche ein Etappenziel, denke ich. Woher soll ich denn wissen, ob ich im April 42 Kilometer pack’? Ich brauch was, wo ich sagen kann: Gut, bis Ende November mal die Hälfte. Dann kann ich einschätzen, wo ich aktuell stehe auf der Skala zwischen Realismus und Wahnwitz.
Und während ich am Donaukanal entspannt vor mich hintrabe, kristallisiert sich ein Gedanke heraus: Wolfgangsee! Irgendwann im Herbst ist doch dieser Wolfgangsee-Lauf, denke ich. Der Stoff, aus dem Legenden sind. Der ist gut, den lauf ich! Weil: Ist kein Marathon, zwar weiß ich gach nicht wie lange, aber hey- wie lang kann denn das schon sein? 20km maximal? Wäre grad richtig. Und Herbst ist auch gut. Erstens nicht heiß. Zweitens weit weg.
“Weißt du, was du da faselst?”, fragt Freundin S., “Herbst ist praktisch übermorgen. Das sind 27 Kilometer. Hörst Du? Sie-ben-und-zwan-zig. Und eine irre Steigung.”
Oh, da hab ich mich wohl verschätzt… aber wenn man das gemütlich angeht, ohne Tempodruck? Mehr ein ausgedehnter Spaziergang mit Aussicht? Im Laufschritt halt, aber bar jeder 7-Minuten-pro-Kilometer-Ambition?
“Im Salzkammergut kamma gut lustig sein!”, kontere ich, “Wenn’s nicht geht, dann geh ich dazwischen halt abschnittsweise.” Freundin S. erbleicht. “Nein, nein”, stammelt sie, die Guerlain-gepflegte Stirn in Sorgenfalten gelegt. “Die meinen das dort alle ERNST! Back-of-the-Pack-Läuferinnen wie unsereins machen da gar nicht mit. Das sind verbissene Fidschi-Pfeile mit Null-Toleranz-Politik. Fußgänger sind für die Schmarotzer. Im Vergleich dazu fährt David Cameron einen sozialpolitischen Kuschelkurs!”
Eeeeeecht?, denke ich, ojeeeee. Und dann: Ich muss mal Herrn Turnschuh fragen. Schauen, was er von der Sache hält.
“16.10. – Wolfgangsee?” tippe ich ins Handy. Jetzt heißt’s warten.
(…)
Herr Turnschuh sitzt in Griechenland am Strand und ist utterly furchtlos. Erstens urlaubt er im Schuldenstaat, wo er die marode hellenische Wirtschaft mittels Souvlaki-Konsum subventioniert. Zweitens schickt er mir gleich eine Antwort. Ich schlucke. Auf meinem Display blinkt ein schlichtes “Ok.”