Die Web Community „ShutterCal“ ist ein Paradies für Foto-Geeks und akribische Sammler. Und der Oma kann man Postkarten schicken. Ich hab Gründer Scott Harris für wiener-online interviewt.
Jeden Tag ein Foto. Das ist die Aufgabe, der sich Scott Harris verschrieben hat. Der junge 3D-Künstler und Web Developer aus Kalifornien hat mit Freunden die Online-Plattform Shuttercal gegründet, auf der User ihre Fotos in einen übersichtlichen Kalender hochladen – und bei Bedarf auch monatlich ausdrucken und zustellen lassen können.
Da braucht man keine aberwitzige Success-Story à la Facebook erwarten: Was 2007 als kleines Start-Up begann, ist heute immer noch ein kleines Start-Up. Aber ein verdamnt solides, das sich selbst erhält und allen Beteiligten nach wie vor riesen Spaß macht. Mehr braucht es eigentlich nicht, um jedem User sein persönliches Dokumentationsarchiv zu bieten. Leben zum Sammeln.
Ein Gespräch mit Mr. Harris a.k.a. „Default Artist“:
ShutterCal kurz zusammengefasst – um was geht’s da?
Scott: ShutterCal ist der Mount Everest unter den Foto-Projekten. Täglich ein Foto zu machen und das ein Jahr lang durchzuhalten, ist eine ungeheure Herausfordetung und verlangt Tatendrang und Hingabe. Es klingt einfach, aber es ist eine echte Leistung, die nicht jeder schafft – und wir gestaltem es so, dass die User Spaß daran haben.
Wie viele Leute arbeiten bei ShutterCal – und wieviele nutzen es?
ShutterCal ist ein kleines amerikanisches Unternehmen, das uns zu dritt gehört und auch zu dritt betrieben wird: ich, Kim Wong, und Dan Ferrante. Unsere Community besteht aktuell aus 13.500 Mitgliedern. Einige davon fangen jetzt auch an, beim Development mitzuhelfen.
Kannst Du ein paar Worte zu eurem Geschäftsmodell sagen?
Es ist uns nicht so wichtig, eine richtig große Website zu werden, wichtiger ist uns, eine richtig gute Website zu sein. Dieses Gefühl, eine kleine, aber engverschworene Community zu haben, ist toll. Wir geben Null Dollar für Marketing aus und die Seite ist gänzlich frei von Werbung. Wir sind ein komplett unabhängiges, sich selbst-erhaltendes Unternehmen. Das verdanken wir der Qualität unseres monatlichen Print-Services und der Unterstützung durch Mitgliedsbeiträge. Da gilt der Dank all unseren “ShutterCal’ern”.
Hast Du persönliche Favouriten? Was sind die besten Fotos, die dir untergekommen sind bei Deiner Arbeit für ShutterCal?
Es klingt jetzt komisch, wenn ich sage: meine eigenen. Aber dieses Projekt hat den Anfang geniommen als eine Idee von mir und meiner Freundin – um mehr Fotos zu machen und unser Leben zu dokumentieren. Jetzt, nach fünf Jahren, können wir beide durch die (Foto-)Kalender des anderen blättern und die Entwicklung unseres gemeinsamen Lebens anschauen – und die einzelnen Momente, die uns an jeweiligen Tag wert schien, festgehalten zu werden. Für mich sind unsere Kalender mein wertvollster weltlicher Besitz.
Abgesehen davon gibt es jede Menge großartiger Fotos auf ShutterCal. Ich sammle meine Favouriten hier in meiner “Fav Section”, damit alle User sie für sich entdecken können. @brooklynTheory ist sicher einer meiner absoluten Lieblingsfotografen – nicht nur auf ShutterCal, sondern überhaupt…
Abgesehen von Fotosammlungen, gibt es noch andere kreative Ideen, die Leute auf ShutterCal verwirklichen?
Viele. Spontan fällt mir Sarah Cate ein. Sie schreibt auf ihre Hände Botschaften an sich selbst. Sie verwendet das Medium Fotografie, um persönliche Rückschläge und Nöte zu meisten. Sie macht sich dadurch täglich neuen Mut. Es ist unglaublich.
Danke für das Gespräch.
P.S. Für wiener-online sammle ich übrigens Screenshots. Mit heutigem Datum bereits 274 Tage durchgehalten – and counting… #uff
[Wer das Interview in der Originalfassung lesen mag, findet es auf Seite 2.]
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