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Weib 2.0

Weiblich, ledig, tech-affin: WIENER-Kolumnistin Nicole Kolisch verrät Ihnen, wie Sie ein Geekgirl in Ihr Batmobil bringen. Und nicht bloß, um das Navi zu reparieren. [Erschienen im WIENER 353/10-11]

Casanovas Aufriss-Schmäh ist landläufig bekannt: Er sagte den Schönen, sie wären klug und den Klugen, sie wären schön. Der konstruierte Gegensatz vermochte sich über Jahrhunderte zu halten. Erst Melanie Griffith wagte, ihn aufzulösen als sie Harrison Ford ins Ohr hauchte, sie hätte einen Kopf fürs Geschäft und einen Körper für die Sünde. Parade-Blondchen Goldie Hawn war da weniger mutig. Sie hielt ihre MENSA-Mitgliedschaft geheim. Was können, kam nicht gut an. Aber ein Wandel ist im Gange, denn was den Nuller-Jahren ihre Metrosexuellen, das ist den 10er Jahren der Sapiosex. Richtig gelesen. Sapiosexuell – das ist, wer das Bindewörtchen ausgetauscht und aus der Doktrin „g’scheit oder geil“ flugs „g’scheit ist geil“ gemacht hat. Und das Pin-Up der Sapios in unserer zunehmend technisierten Gesellschaft ist – das Geekgirl.

Das Geekgirl (in einschlägiger Literatur oft auch „Girl Geek“) ist per Definition „weiblich, Geek, bloggt, bastelt an Computern rum, programmiert, designt und/oder lebt das Internet.“ Die dickrandige Tina-Fey-Brille ist eher Klischee als Regel, aber hey, jedem Sapio sei seine Fetisch-Fantasie vergönnt! Und damit mir niemand vorwerfen kann, ich konstruiere hier ein verdammt eigennütziges Weltbild, stammen die im folgenden gesammelten zweckdienlichen Hinweise ausnahmslos von Männern, die ihre Vorlieben verraten haben. Ein Geekgirl ist nützlich. Es bringt Ihren Laptop oder Desktop dazu, sich anständig zu benehmen und sollte es selber mal Probleme haben, so weiß es, wie man informierte Fragen formuliert. „Da war plötzlich alles schwarz“ kommt einem Geekgirl nicht über die Lippen. Man muss ihm auch nicht sagen: „Schon mal Stecker ab- und wieder angesteckt?“ Das hat Miss Geek nämlich längst. Die Festplatte hat sie defragmentiert und das Virenprogramm hat sie auch drüber laufen lassen. Selbst wenn nicht jedes Geekgirl die skillz einer „Häckse“ im Cyberspace besitzt, die Basics sitzen allemal. Markus: „Geekgirls sind super, weil sie Humor haben und die richtigen Prioritäten setzen: Neuer Mac geht über neue Heels. Unabhängigkeit und Intelligenz sind einfach anziehend. Geekgirls schauen nicht dümmlich und bitten dich um Hilfe, sie fragen Google.“ – „Außerdem sind Mädchen, die Nintendo zocken und “Batman” lesen einfach von Natur aus unglaublich sexy“, sagt Marcel.

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, fragen Sie die Auserwählte nach ihrem liebsten Yahoo-Chatroom. Nennt sie einen, dann Finger weg! Echte Geekgirls treiben sich nie in Yahoo-Chatrooms herum. IM- oder Skype-Chats sind aber okay. Mehr noch: Sie sind ein gutes Indiz dafür, dass das Geekgirl Sie mag: Nächtliches Philosophieren im Chat plus tonnenweise Mailverkehr übersetzt sich nicht mit „lass uns einfach Freunde sein.“ Geekgirls lieben Herausforderungen und knifflige Rätsel. Halten Sie sich für eines? Schon mal gut. Aber finden Sie zunächst heraus, welcher Star Wars Charakter Sie sind. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit steht sie entweder auf Han oder Luke. Will sie den einen, während Sie definitiv der andere sind, sollten Sie dem Boardcomputer Ihres X-Wing-Fighters ein anderes Ziel eingeben. Sie sind ja nicht Don Quichote. Ködern Sie ihr Geekgirl mit Verständnis. Geeks verbeißen sich in Details, die Umstehenden oft irrelevant erscheinen. Ein nicht korrekt geschlossener HTML-Tag kann ihrer Holden den Schlaf rauben. Seien Sie mitfühlend – aber um Gottes Willen küssen Sie sie nicht, wenn sie gerade den Endtag sucht! Solange sie Firebug geöffnet hat, machen sie einen Bogen um sie. Heben Sie sich ihre Küsse für später auf. Sie wird sie Ihnen mit mehr entlohnen.

[Dank an Markus W., Marcel Winatschek, Cash Cash und OBN.org]

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