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Weihnachtsessen und andere Peinlichkeiten überstanden. Wobei, mir ist es ja nicht mehr peinlich, das Weihnachtsessen. Ich nehme es achselzuckend zur Kenntnis.

Die versammelte Familie K. trifft sich in unserer Wohnung und lässt sich – wie könnte es zu Weihnachten anders sein? – bekochen. Und zwar von mir. Tja, da haben wir den Salat.
Oder besser gesagt: Salat haben wir da selten. Ich weiß ja, dass die Kinder das nicht essen. Und wenigstens zu Weihnachten will ich diesbezüglich keinen Zickenkrieg. Unter „Hallt es durch die Luft mit frohem Schall“ verstehe ich nämlich doch was anderes als gellende „Wäh! Igitt! Da ist was Grünes auf meinem Teller!“-Schreie…

Was die restliche Familie anbelangt, so hat einer eine Fischallergie (Adieu, Weihnachtskarpfen!), einer mag keinen Lebkuchen (Adieu, Lebkuchen-Parfait!) und zwei keinen Punsch (Adieu, Punsch!). Einer mag’s gern herzhaft, klassisch braten- und völlerei-mäßig (getreu nach dem Motto des Kollegen Pettauer: „Don’t forget to overeat, it’s XXX_mas!“), eine hätte es lieber vegetarisch-dampfgegart und figurfreundlich.
Ist aber im Grunde wurscht. Es handelt sich um erwachsene, konsesfähige Menschen. Die werden sich schon was finden und wenn nicht, werden sie höflich schweigen und am Heimweg einen Würstelstand überfallen. Sei jedem unbenommen.

#kind1 und #kind2 aber, die sind von „höflich schweigen“ so weit entfernt wie ich am 6. Jänner von meiner Bikinifigur (hiermit zugegeben: die eingangs
erwähnte Dampfgar-Gemüse-Zicke bin also ich). Die protestieren lautstark, wenn etwas ihren sehr konkreten kulinarischen Vorstellungen nicht entspricht. Da hab ich zwei kleine Gordon Ramsays am Tisch sitzen. Nur mit geringerem kulinarischen Horizont.
„Was ist daaaas?“ fragt #kind1 langgezogen und mit ihrem besten Ramsay-Imitations-Blick. „Kartoffelpüree“, sagt die Schwägerin nichtsahnend. „Aber da sind so Stückchen drin!“ – „Ja, das sind Kartoffeln“ – „Iiiiihh! Ich mag keine Kartoffeln in meinem Kartoffelpüree!“ – „Aber Kartoffelpüree besteht doch immer aus Kartoffeln…“ – „Nein!“ Davon ist #kind2 überzeugt. Sie weiß schließlich, wo in unserer Küche das Pfanni Packerl zu finden ist, denn ich geb zu, Omas Kartoffelpresse, traditionsreiches Familienerbstück, kommt nur an besonderen Tagen zum Einsatz.

In den letzten Jahren hab ich immer zwei Paralellessen gekocht: Was Weihnachtliches für die Großen und Whatever Works für die Kleinen. Stimmt schon: Vom Fischstäbchen will die eine justament nur die Panier, die andere nur das Innere – wehe ein Bröserl Panier ist drauf. Und die dritte… Ah, hab ich ja nicht! Gott sei Dank! Denn mir fielen auch kein weitereren Teile mehr ein, in die sich ein unschuldiges Fischstäbchen zerlegen ließe. Ist aber egal. Der familiäre Fischallergiker toleriert ohnedies keine Fischstäbchen in seiner Anwesenheit.

„Whatever Works“ hat sich allerdings auch sonst sehr verändert, analog zu den zunehmend divergierenden Geschmäckern von #kind1 und #kind2. Da kann man einfach nicht mehr sagen: „Plan B: Alle Kinder mögen Palatschinken!“. #kind2 mag sie nämlich nicht. Und Buchstabensuppe ist leider auch nicht mehr der Surefire-Tipp, der’s mal war, weil da schwimmt irgendwas Grünes drin (gemeinhin, Petersilie), von dem #kind2 überzeugt ist, es kann aus dem Teller hüpfen und sie in die Nase beißen. Wie ein Springteufel auf einer Metallfeder.
Nein, sie meint das nicht humoristisch-überzeichnet oder gar metaphorisch; sie ist zu klein für Metaphern. Ihre große Schwester, das Herzerl, hat’s ihr so lange eingeredet, bis sie’s geglaubt hat.

Im Alltag aktiviere ich am abendlichen Tisch den internen Buddhisten (bzw. an schlechten Tagen halt den externen Schreikrampf) und wir wurschteln uns durch. Das eine oder andere Brokkoli schummel ich ihnen schon unter. Bin ja nicht erst seit gestern auf der Welt, no, sir! Aber Weihnachtessen im trauten Familienkreise und mit vereinzelter Alkoholeinwirkung (ich will jetzt keine Namen nennen) ist echt Strafverschärfung. Heuer gab’s daher (statt der Gans) für #kind1 Toastbrot mit Butter. Und für #kind2 Toastbrot ohne Butter. Hab mich bemüht, die Toast zumindest mit Keksausstechern sternförmig hinzukriegen, um den letzten Touch Weihnachtlichkeit zu bewahren…

Ich stand in der Küche wie dereinst Aretha im Soul Food Café und hab nur noch drauf gewartet, dass jetzt wer zum Singen anfängt. Und wer diesen Gedankensprung nicht nachvollziehen kann, der soll sich noch mal Blues Brothers reinziehen, den einzig wahren Weihnachtsfilm. Warum ich den so weihnachtlich finde? Wegen der Essensbestellung. Ach, und natürlich wegen Carrie Fishers Flammenwerfer. Go figure…

[Text für Zeit im Blog 21]

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