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Ich schätze mal, dass der Osterhase als erster auffliegt. Die Story ist schlicht zu unglaubwürdig, als dass man sie einem/einer mündigen StaatsbürgerIn jenseits der 5 Jahre länger reindrücken könnte.

Zweifel regten sich bei #Kind1 bereits im Vorjahr und wir haben wirklich sämtliche verfügbare Synapsen bemüht (bei Eltern sind das ja lang nicht so viele wie nötig), um dem Feldtier eine hieb- und stichfeste Existenzberechtigung zu liefern. Es ist uns – vorrübergehend – gelungen. Kalliope sei Dank!

Dabei ist es mir eigentlich blunzn, ob #Kind1 noch an Fabelwesen glaubt. Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. Ab einem gewissen Alter.
Und genau hier liegt der (Oster-)hase im Pfeffer: Dieses Alter hat sie. Aber #Kind2 hat es, wohlgemerkt, noch nicht.

#Kind2 soll noch in den Genuss eines von Zahnfeen und fliegenden Rentieren bevölkerten Universums kommen.
Und, nö, ich lass mich jetzt gar nicht auf die Diskussion ein, ob es verwerflich wäre, Kinder anzuschwindeln. Die Schizophrenie des Konzeptes ist mir wohl bewusst: Ich erzähle ihr nichts vom Klapperstorch („weil das ist ausgemachter Schwachsinn!“), aber ich erzähle ihr von den Kobolden in der Werkstatt des Weihnachtsmannes („weil das ist ja so schön und fantasiefördernd“).

Wer diese Unterscheidung trifft? Ich.
Mit welcher Berechtigung? Weil ich es sage.
Schnödes Festhalten an der Illusion von Macht und Einfluss, die man sich ab Familienzuwachs ohnehin abschminken kann.

Schieben Sie’s auf die reduzierten Muttersynapsen, auf eigene Kindheitssehnsüchte oder meinetwegen auf den Schuldbären. (Also, das ist der Bär, der immer Schuld ist, wenn zum Beispiel ein roter Socken in der Kochwäsche… well, you get the picture). Der Schuldbär ist praktisch. Nehmen Sie ihn in die Menagerie auf, er steht hiermit unter einer Creative Commons Lizenz … aber sparen Sie sich die Namensnennung, die würde Verdacht auf Nichtexistenz schüren …

Letztlich ist es ja so: Wenn #Kind1 uns die Kikis aufhalst, dürfen wir uns getrost mit der geballten Macht (nicht nur) unseres Kulturgutes revanchieren. Deswegen mach ich mir echt keine schlaflosen Nächte.

Aber die Altersdiskrepanz. Die macht mir zu schaffen.
Während #Kind2 mit glänzenden Augen aus dem Kindergarten kommt, aufgeregt und fast schon sichtbar von Feenstaub umweht, um zu verkünden: „Die Nikolosackerln sind weg! Die hat bestimmt der Nikolo abgeholt, um sie zu füllen!“, sitzt #Kind1 mit gelangweilter Pubertätsmiene (ja, mit 6 Jahren!) am Sofa und sagt: „Das war nicht der Nikolo, das waren die Erzieherinnen.“
#Kind2 bekommt postwendend einen verzweifelten Weinkrampf und #Kind1 sagt „Du bist ja so ein Baby!“, was die Sache nicht besser macht.

Sämtliche Versuche, ihr irgendwie zu stecken „Du hast ja recht, aber behalte das bitte für dich“, kann ich mir da in die Haare und in meinen nikolo’schen Rauschebart schmieren.
Laut Stundenplan hat #Kind1 zwar einmal wöchentlich „Mediation und Konfliktvermeidung“ in der Schule (cool, oder?), aber mein mediationsgeschultes Kind denkt gar nicht erst daran, ihre Erkenntnisse mit ihrer Familie zu teilen oder gar anzuwenden. Dazu macht es viel zu viel Spaß, #Kind2 zu ärgern…

Jedoch.
Am Nikoloabend kommt Miss Abgebrüht plötzlich daher und steckt ein Fetzerl Papier in ihren Stiefel: Wenn der Nikolo kommt, soll er ihr ein Autogramm draufschreiben. Weil das ist vielleicht doch noch eine Spur cooler als eins von Miley Cyrus.

Ich glaub, ich muss mir vorerst wenig Sorgen machen …

[Text für Zeit im Blog 21]

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