Ich hab eine Beziehungskrise.
Müsste ich mein Blog visualisieren, dann käme so eine Art Gollum heraus. Ein tageslichtscheues, besitzergreifendes Wesen, das in der Ecke hockt und mich beobachtet. Bereits diese Beobachtung hat Aufforderungscharakter. Mein Blog sieht, dass ich mir jetzt gemütlich ein Käsebrot hole. Es blickt vorwurfsvoll. Schreiben hättest du sollen, sagt es. Wozu hast du mich überhaupt, suggestivfragt es.
Verteidigen ist zwecklos.
Hat ja recht, mein Blog. Ich schreibe nie.
Aber ich seh auch nicht ein, wieso ich mich deshalb plötzlich in diesem Hamsterrad aus schlechtem Gewissen, Rechtfertigungen und Account-Löschimpulsen wiederfinde.
Ich habe, das muss ganz klar gesagt werden, mein Blog nicht gegründet, um zu bloggen. Ich weiß sehr wohl, wie blöd das jetzt klingt, aber so war’s nun einmal. Hätte ich das wollen, eine digitale Visitkarte, einen Nicole Show Case – dann hätte ich es z.B. selbst gehostet. Hübscher Domain Name. Noch hübscheres CSS.
Aber darum ging’s ja nie. Mir war nur einfach Twitter zu eng geworden. Ich wollte manchmal, nicht oft, aber doch, dem 140-Zeichen-Korsett entfliehen und 142 schreiben dürfen.
Das klappt bloß leider nicht. Ein Blog ist groß und mächtig. Auch wenn’s so klein und irrelevant daherkommt wie das Meinige. Es hat unstillbaren Contenthunger. Und den will und kann ich eigentlich gar nicht befriedigen.
Schreibe ich tatsächlich nur 142 Zeichen schaut das einfach, pardon, scheiße aus als Blogpost. Ich mein, wir sind ja hier nicht auf Tumblr.
Manchmal bin ich darob wirklich ein wenig ratlos. Nichts ist so schlimm wie Online-Leichen, heißt es immer. Besser kein Blog als ein Unbetreutes. Rufschädigend etc. pipapo.
Und mein Blog ist ganz dieser Meinung. „Mein Schatz, mein Schatz“, lüstert es aus seiner gebookmarkten Ecke.
Außerdem eifersüchtelt es: Ich weiß eh, dass dir das schicke, junge Posterous lieber ist. Oder diese Suppenschlampe. Mit der hast du keine Arbeit. Deshalb hängst du dort öfters ab.
Und ja, verdammt. Es hat recht. Soup füllt sich von selber. Posterous könnte ich von unterwegs jederzeit beschicken und auch einzelne Sätze schauen dort halbwegs was gleich.
Liebling, it was fun while it lasted. Ich glaube, wir müssen reden…