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[für die „Gesunde Stadt“ 02/2008]

Lachen ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen. Das wusste nicht nur Victor Borge, das weiß auch jedes Kind: Bis zu 400(!) mal am Tag lachen Kinder. Und wenn sie keinen Grund dafür haben, dann erfinden oder suchen sie sich einen, denn zum Lachen gibt es eigentlich immer etwas – sei es ein Nonsens-Gedicht, ein komisch geformtes Hundstrümmerl oder die strengen Gesichter der Erwachsenen. Die sind ja oft so bitterernst, dass es schon wieder zum Zerkugeln ist…

Apropos: Jetzt raten Sie einmal, wie oft Erwachsene jeden Tag lachen! Mickrige null bis fünf mal. Die meisten behaupten nämlich, es gibt heutzutage immer weniger zu lachen. Oder gar: „Mir ist das Lachen vergangen“. Es sind also 395 mal lächeln, schmunzeln, strahlen, grinsen, losprusten, auflachen, einkringeln vor lauter Lachen, kreischen und zerfransen, die uns im Laufe unseres Lebens irgendwo abhanden gekommen sind. Das muss nicht so sein. „Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht“, befindet Monika Müksch, Lachmuskeltrainerin und Leiterin des Hernalser Lachklubs. Nicht zuletzt deshalb, weil Lachen enorm wichtig für unseren Körper ist: „Ich vergleiche es gerne mit »innerem Jogging«, denn Lachen ist ein wirklich intensives Muskeltraining. Auch wenn man nur die Arbeit der Gesichtsmuskulatur tatsächlich sehen kann, so ist doch der ganze Körper beteiligt.“

Die Folge: Sauerstoff wird in den Körper gepumpt; das wiederum führt zu einer guten Durchblutung, der Kreislauf wird angeregt – auch im Gehirn, weshalb Lachen gedächtnisstärkend wirkt. Es gibt sogar Studien, die eindeutig die blutdrucksenkende Wirkung des Lachens belegen. Das ist aber noch nicht alles: Immunforscher haben inzwischen herausgefunden, wie sich Lachen positiv auf das Immunsystem auswirkt, da es nachweislich jene Blutinhaltsstoffe vermehrt, die für die Immunabwehr wichtig sind. Etwa die T-Zellen, die den Körper gegen viele Krankheitserreger schützen.

Müksch: „Lachen fördert außerdem die Kreativität, weil es die linke und rechte Gehirnhälfte vernetzt. Es hat einen enormen psychohygienischen Nutzen. Und es ist ein wunderbares Schlankheitsmittel.“ Tatsächlich gilt unter vielen Gelatologen (= Lachforschern) die Devise „Lach dich flach!“, denn ein herzhaftes Lachen verbrennt eine enorme Anzahl Kalorien und ist daher förderlich für eine gute Figur.

Man kann sich also im wahrsten Sinne des Wortes „gesund lachen“. Bewiesen wurde das spätestens in den 1970er Jahren durch den britischen Journalisten Norman Cousins. Als Cousins an einer sehr schmerzhaften und als unheilbar eingestuften Spondylarthritis erkrankte, lies er sich in seinem Spitalszimmer einen Videorekorder installieren und sah sich von morgens bis abends lustige Filme an. Zwischendurch bat er eine Krankenschwester, ihm lustige Bücher vorzulesen. Nach einer Weile gingen den anderen Patienten Cousins Lachsalven gehörig auf die Nerven, sodass er das Krankenhaus verlassen musste. Er gab sich aber nicht geschlagen und setzte die selbstverordnete Lachtherapie zuhause fort. Innerhalb eines halben Jahres konnte er wieder schmerzfrei schlafen, konnte sich selbstständig bewegen und im Endeffekt lebte er ganze 26 Jahre länger, als die Ärzte prophezeit hatten.

In seinem Buch „Der Arzt in uns selbst“ führt Cousins seine Genesung auf die starken Selbstheilungskräfte zurück, die in uns Menschen schlummern, deren wir uns aber nicht bewusst sind.

In Anschluss daran begannen Ärzte und Therapeuten erstmals, sich mit der Wissenschaft des Lachens und des Humors auseinander zu setzen. Etwa zeitgleich trat in Amerika Dr. Hunter „Patch“ Adams auf den Plan. Er erkannte: „Menschen sehnen sich nach Lachen als ob es eine essentielle Aminosäure wäre.“ In seiner Arbeit mit kranken Kindern konnte Adams beobachten, dass die Heilungschancen stiegen, sobald er seine kleinen Patienten zum Lachen brachte. „Wie das genau funktioniert, wird gerade von Ärzten untersucht“, erklärt Lachexpertin Müksch, „Die Gelatologie ist noch eine vergleichsweise junge Wissenschaft.“ Unbestritten ist jedoch die enge Verknüpfung von physiologischen und psychischen Reaktionen. So hängen z.B. Lachen und Glücklichsein zusammen. Probieren Sie es einfach aus: Mit einem lachenden Gesicht, kann man keine traurigen Gedanken haben! Diese Überlegung steckt auch hinter der Entwicklung des indischen Lach-Yogas.

Selbstversuch für lachwillige Einsteiger: Die Mundwinkel nach oben ziehen und gut eine Minute oben halten. Müksch: „Das ist eine durchaus anstrengende muskuläre Übung, aber effektiv! Denn durch Training der zunächst nur äußerlich aufgesetzten Lachgrimasse, stellt sich über kurz oder lang ein wirklich empfundenes, herzhaftes Lachen ein.“ Fazit: Simulation führt zu echter Stimulation. Es kommt zur Ausschüttung der sogenannten „Glückshormone“ (Endorphine, Serotonin), während sich Stresshormone (wie z.B. Cortisol) reduzieren. Das ist auch der Grund, warum Lachen mehr und mehr als Burn-Out Prävention genützt wird: Es ist der größte Feind des Stresses.

„Lachen ist ein wichtiges Instrument der Salutogenese, der Lehre von der Gesundheit [Anm.: salus = lat. Gesundheit]“, weiß Müksch, „Denn während sich die Pathogenese mit dem Entstehen von Krankheiten auseinandersetzt, setzt die Salutogenese am anderen Ende des Spektrums an und fragt nach dem Ursprung der Gesundheit.“

Und wer nach diesem Ursprung sucht, der landet fast automatisch wieder beim Lachen…

Wir Erwachsenen verzichten also 395 mal täglich auf naturgegebene, kostenlose Vorsorgemedizin, die jedem von uns zusteht. Denken Sie einmal drüber nach… Oder noch besser: Lachen Sie!

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