Nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel. Die Frage ist bloß: Vor welchem? [erscheint auch auf typischich.at]
Gemütliches Post-Marathon-Grillen mit der Ursprungsfamilie. Also nicht, dass Sie jetzt denken, Läuferinnen bekommen Steaks zur Stärkung. Gegrillt werd in dem Fall ich. Grillmeister ist meine Mutter. “Du hast ja wohl nicht ernsthaft vorgehabt, 42 Kilometer zu laufen”, sagt sie, adding insult to injury. “Äh, hallo?”, denke ich, “Worum ging’s denn in den letzten 10 Monaten?”. Ich schaue verdattert, ringe mich aber zu einem diplomatisch gemurmelten “eigntlichschon” durch. “Blödsinn”, sagt sie, “Niemand läuft 42 Kilometer!”
Kurz will ich die 37.000 Anmeldungen beim VCM ins Spiel bringen, lasse es aber. Ich weiß eh, wie sie’s meint: Niemand, mit der “3er im Turnen, kann nicht einmal Volleyballspielen”-Vergangenheit ihrer Tochter läuft die 42…
Hmpf, denke ich. Beim Laufen muss man aber keinen Ball treffen! “Ich werd das sicher noch machen”, sag ich. “Aber vielleicht war’s ein Fehler, es in Wien zu probieren. Vielleicht versuch ich’s das nächste Mal in Berlin. Dort ist es leichter.” – “Das glaub ich nicht”, sagt mein Vater, “In Berlin ist der Marathon wahrscheinlich auch nicht kürzer als 42km.”
Nein, ist er nicht. Aber Berlin ist flach. Nur 27 Meter liegen zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Punkt der Strecke, weshalb sie als eine der schnellsten der Welt gilt. In Wien hingegen – das weiß jeder Radfahrer – geht’s dauernd bergauf oder bergab. Und das ist nicht mal der Hauptanreiz für mich. Aber: In Berlin ist der Stadtmarathon weitaus mehr Volkssport. Da laufen, so heisst es, viele mit, die keine Höchstleistungs-Ambition, sondern einfach nur Spaß haben – und entsprechend gibt es auch nicht so g’schwind einen Besenwagen, der die Langsamen von der Straße kehrt. Sie wissen ja, mein Besenwagen-Trauma… *schauder*
Neues Nicole-Gesetz: “Jeder Marathon ohne übereifrigen Besenwagen ist ein guter Marathon!” Berlin ist Ende September. Super Zeitfenster, um noch Kondition zu tanken. Bloß schon ausverkauft, gibt keinen Startplatz mehr. Bäh. Wachau wär eine (ur-faaaaade!) Alternative. Ich überleg mir das mal…
“Egal ob Berlin, Wien oder Wachau. Du hättest halt trainieren müssen”, sagt mein Vater, “Ohne Training schafft man das nicht.” – “Äh, hallo?”, denke ich erneut, “Worum ging’s denn in den letzten 10 Monaten?” Aber ich sag nichts. Ich weiß eh, wie er’s meint…
Komisch fühlt sich’s jedenfalls an, wenn so ein gestecktes Ziel vorbei und ein neues noch nicht in Sicht ist. Das braucht jetzt alles ein bißchen Nachdenk- und Orientierungspause. Wo laufen? Wann trainieren? Weiterbloggen? Oder die vielen Schreibstunden statt dessen für den obligaten “Long-Jog” pro Woche nutzen?
Der Regen hat gerade aufgehört. Ich binde mir die Schuhe zu, stöpsle den iPod ein und geh donaukanalwärts… nachdenken…